Ehrenbürger Hermann Parzinger ist jetzt auch Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes mit Stern. Bundespräsident Joachim Gauck hat dem Präsidenten der Stiftung Preußischer Kulturbesitz den Orden anlässlich des Tags der Deutschen Einheit im Schloss Bellevue verliehen.
Germering - Der in Germering geborene und aufgewachsene Hermann Parzinger ist nicht nur einer der anerkanntesten Archäologen dieser Zeit. Mit der in Berlin ansässigen Stiftung preußischen Kulturbesitzes leitet er seit fünf Jahren auch eine der größten Kultureinrichtungen weltweit. Die Stadt verlieh ihrem wohl bekanntesten Sohn 2008 auch die Ehrenbürgerwürde. Zur jetzigen Auszeichnung durch den Bundespräsidenten gratuliert OB Andreas Haas ihm auf der städtischen Internetseite.
In der Würdigung des Bundespräsidialamtes heißt es über Parzinger, dass er es in seinen bedeutenden Ämtern in besonderer Weise verstehe, sich weltweit für die Bewahrung des kulturellen Erbes der Menschheit einzusetzen, Forschungsaktivitäten zu stärken und Kunst, Kultur und Menschheitsgeschichte für eine breite Öffentlichkeit lebendig zu machen. Dabei sei Parzinger selbst produktiver und hochangesehener Archäologe mit spektakulären Funden geblieben. Er gehe weiterhin seinen zentralen Forschungsschwerpunkten nach: der Entstehung reiternomadischer Lebens- und Kulturverhältnisse und der Herausbildung von Eliten in vor- und frühgeschichtlichen Gesellschaften.
Hermann Parzinger, dessen Mutter nach wie vor in Germering lebt, hat nach dem Abitur am Max-Born-Gymnasium sein Studium der Archäologie und Geschichte 1985 mit der Promotion abgeschlossen. Er arbeitete zunächst als Hochschulassistent an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Nach seiner Habilitation war er ab 1990 zweiter Direktor der Römisch-Germanischen Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts in Frankfurt/Main, danach ab 1995 erster Direktor der Eurasien-Abteilung des Deutschen Archäologischen Instituts in Berlin. Von 2003 bis 2008 war Parzinger Präsident des Deutschen Archäologischen Instituts.
Hermann Parzinger leitete Ausgrabungen in Spanien, der Türkei, im Iran, in Russland, Usbekistan, Kasachstan, Tadschikistan und in der Mongolei. Die Entdeckungen eines skythischen Fürstengrabes mit fast 6000 Goldobjekten 2001 und der Eismumie eines skythenzeitlichen Kriegers im Altai 2006 machten ihn über die Fachwelt hinaus bekannt. 1998 erhielt Parzinger als erster Archäologe den Leibniz-Preis der Deutschen Forschungsgemeinschaft. Erst vor einem Jahr wurde er zudem in den Orden Pour le Merite für Wissenschaften und Künste aufgenommen.
Quelle: Klaus Greif, Münchner Merkur vom 6./7.10.2012